Radiobotschaft von Nuntius Eterovic an die Hörer des Senders Novaradio in der Schweiz

Berlin, 20. März 2024

Zum Hohen Osterfest 2024

(Joh. 20, 1-18)

Verehrte Hörerinnen und Hörer von Novaradio!

In dieser Nuntiatur in Berlin gibt es in der Kapelle ein Glaskunstfenster, das den zweiten Teil des Evangeliums vom Ostertag aus dem Johannesevangelium (20,1-18) spiegelt. Maria Magdalena erkennt den auferstandenen Herrn Jesus nicht und hält ihn für den Gärtner. Sie weint und meint, der Gärtner soll ihr sagen, wohin er ihren Herrn gebracht hat, damit sie ihn holen könne. Maria Magdalena ist ganz in ihrem Schmerz und in ihrer Trauer über den Verlust gefangen, dass sie nicht merkt, wer mit ihr spricht. Maria hat zwar das leere Grab gesehen, aber nicht die Bedeutung dieses Zeichens verstanden. Für diese Tatsache nämlich konnte es verschiedene Erklärungen geben. Tatsächlich verstand Maria erst, als Jesus sich ihr offenbarte, dass der geliebte Meister von den Toten auferstanden war. Es ist dieser entscheidende Augenblick im Osterevangelium, den der Glaskünstler Wilhelm Buschulte (1923 bis 2013) in einem Fenster der Kapelle ins Bild setzt: „Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister“ (Joh 20,16).

Maria Magdalena erkennt den auferstandenen Herrn, als er sie beim Namen ruft. In dieser Frau aus dem auserwählten Volk Israel ist die prophetische Botschaft erfüllt, die im Buch Jesaja verzeichnet ist: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir“ (Jes 43,1). Jesus Christus hat durch sein Leiden und seinen Tod den Schuldschein ausgelöst, der auf durch die Sünde der Stammeltern von Adam und Eva auf dem Menschengeschlecht liegt und der durch die Zeiten hin immer länger geworden war. So kann der heilige Paulus sagen: „Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er hat ihn dadurch getilgt, dass er ihn an das Kreuz geheftet hat“ (Kol 2,14).

Indem also der Meister mit Maria spricht, ist uns damit das hoffnungsvolle Zeichen gegeben, dass der in der Kirche gegenwärtige Herr auch mit uns, mit jedem von uns spricht, beim Namen ruft, und unsere Klage sich in Freude wandelt, wie auch die ganze Kirche im Heiligen Geist vor Freude trunken ist an diesem Osterfest. Die Schuld spricht nicht mehr gegen uns, sondern der auferstandene Herr spricht mit uns. Das kann jeder erfahren, der vor dem Hohen Osterfest das Sakrament der Versöhnung empfangen hat oder in der heiligen Osterzeit empfangen wird, wenn der Priester im Namen des auferstandenen Heilandes spricht: „Ich spreche dich los von deinen Sünden. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.

Maria Magdalena macht sich auf den Weg zurück zu den Jüngern, um ihnen zu verkünden: „Ich habe den Herrn gesehen“ (Joh 20,18). Die köstliche Botschaft geht den Jüngern zu Herzen, auch wenn sie den Sinn in seiner Fülle noch nicht verstehen. Auch wir brauchen immer wieder die Gabe des Heiligen Geistes, um zu erkennen, dass wir unseren Herrn und Meister in den Sakramenten wahrhaftig sehen. So bitten wir, der Geist möge die Augen unseres Herzen erleuchten, um die Hoffnung zu verstehen, zu der wir berufen sind (vgl. Eph 1,18). Im Empfang der Sakramente, vor allem in der heiligen Eucharistie, sehen wir den Herrn. Wir beten deshalb mit dem heiligen Thomas von Aquin:

Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht,
stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht:
lass die Schleier fallen einst in deinem Licht,
dass ich selig schaue, Herr, dein Angesicht
(Gottheit tief verborgen, Gotteslob-Nr. 497, Strophe 7).

Und so wünsche ich Ihnen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer von Novaradio, von Herzen ein frohes und gesegnetes Osterfest, wo wir einander zurufen: Christus ist auferstanden. Ja, er ist wahrhaft auferstanden. Halleluja.

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