Predigt von Nuntius Eterovic am Fest der Taufe des Herrn

Apostolische Nuntiatur, 8. Januar 2023

(Jes 42,1-4.6-7; Ps 29; Apg 10,34-38; Mt 3,13-17)

„Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17).

Liebe Schwestern und Brüder,

mit diesen Worten von Gottvater endet die Schilderung der Taufe Jesu im Matthäusevangelium. Die Geste und die Worte sind bemerkenswert, da sie die Bedeutung der Taufe von Johannes offenbaren, die der Herr Jesus zum Sakrament formen wird, wie auch wegen seiner trinitarischen Bedeutsamkeit. Denn im Laufe der Taufe im Jordan haben wir die Offenbarung des Geheimnisses der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Jesus verlangt von Johannes die Taufe, doch dieser zögert. Er hat Jesus nämlich als das Lamm Gottes erkannt, das die Sünde der Welt hinwegnimmt (vgl. Joh 1,19), von dem also er, Johannes, getauft werden müsste. Doch angesichts des Willens Jesu gibt er nach und tauft ihn. In diesem Moment sind die drei göttlichen Personen Gottes gegenwärtig: „Als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf. Und siehe, da öffnete sich der Himmel und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,16-17).

Liebe Brüder und Schwestern, mit dem Fest der Taufe des Herrn endet die Weihnachtszeit und beginnt der liturgische Jahreskreis. Somit haben wir ein Symbol für unser alltägliches Leben, das in enger Verbindung mit der Taufe gelebt werden soll. Der Heilige Vater Franziskus wiederholt oft, dass jeder Christ das Datum seiner Taufe kennen sollte, denn es ist das bedeutsame Sakrament, durch das der Mensch Glied der Kirche wird und also Kind Gottes. Dieses Bewußtsein erlaubt uns, die tiefe Bedeutung des ersten der sieben Sakramente zu entdecken, das unser christliches Leben im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit besiegelt. Die Spendung der Taufe geschieht durch das Übergießen oder das Eintauchen in Wasser und die sakramentale Formel: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Diese sakramentale Wirklichkeit sollte sich sodann in unserem persönlichen, familiären und sozialen Glaubensleben widerspiegeln. Wir folgen dem Beispiel Jesu, der nicht nur allein mit Wasser getauft werden wollte, wie es jene Taufe des Johannes war, sondern „mit Heiligem Geist und mit Feuer“ (Lk 3,16), und wollen uns bemühen, als gute Christen und Zeugen des Herrn Jesus zu leben. Hierzu gehört vor allem Folgendes:

-Den Willen Gottes erfüllen. Auf den Einwand von Johannes dem Täufer: „Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?“ (Mt 3,15) antwortet Jesus: „Lass es nur zu! Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen“ (Mt 3,15). Gott ist gerecht, also ist die Gerechtigkeit mit Gott verbunden, wie der heilige Paulus schreibt: Gott erweist seine „Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit, um zu zeigen: Er selbst ist gerecht und macht den gerecht, der aus Glauben an Jesus lebt“ (Röm 3,26). Bei diesem bedeutsamen Werk will Jesus uns Menschen helfen. Er mischt sich unter die Leute, unter die Sünder, welche die Taufe des Johannes empfangen, um den Willen Gottes zu erfüllen, der die Gerechtigkeit und das Heil aller ist (vgl. 1 Tim 2,4). Obwohl Jesus ohne Sünde war, hat er doch die Sünden der Welt auf sich genommen, um Erlösung, Verzeihung und Befreiung anzubieten. Der Christ in Einheit mit dem Herrn Jesus ist dazu gerufen, den Willen des gerechten und barmherzigen Gottes zu erfüllen. Das Sakrament der Taufe schenkt uns eine neue Offenheit für die Gnade und für zum Einsatz für das Gute und gegen die Sünde. Es ist ein geistlicher Kampf, der das ganze Leben anhält, und den wir nur mit Hilfe des guten und barmherzigen Gottes mit Vater, Sohn und Geist gewinnen können.

-Zeugen des auferstandenen Herrn sein. Im Ritus der Taufe wird Wasser verwendet. In der Heiligen Schrift, wie auch im menschlichen Leben hat das zwei Bedeutungen. Zum einen zerstört es wie ein Wasserfall das Böse, zum anderen belebt es zum Guten, wie ein Landregen die Erde fruchtbar macht. So zerstört die Taufe die Sünde des Menschen, der in das Wasser eintaucht, und lässt ihn wiedergeboren sein, wenn er als neuer Mensch aus dem Wasser der Taufe herauskommt. Der Getaufte bekommt das neue Leben, was bedeutet, ein Leben in Gemeinschaft mit Gott und den Brüdern und Schwestern, die schon getauft und Glieder der kirchlichen Gemeinschaft sind. Der Herr Jesus steigt in das Wasser des Jordan, um die Sünde zu besiegen und steigt heraus, womit er die Auferstehung und den Sieg über Tod und Sünde vorankündigt. Der Getaufte soll sich bewußt sein, dass er Zeuge des gestorbenen und auferstandenen Herrn Jesus ist, der inmitten seiner Kirche gegenwärtig ist. Er hat dieses Sakrament nicht für sich selbst empfangen, sondern ist berufen, die gute Nachricht den Nahen und Fernen zu verbreiten, an die vielen Personen, die Jesus Christus und sein Evangelium vom Heil nicht oder nicht mehr kennen. Das Wort des auferstandenen Herrn, die er vor seiner Himmelfahrt sagt, bleiben immer gültig: „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). Alle sind gerufen, in der Verschiedenheit der Gnadengaben und Berufungen treue Jünger Jesu und eifrige Missionare seines Evangeliums zu werden, wie es der Heilige Vater Franziskus immer wieder betont.

-Mit Sanftmut und Stärke. Der Prophet Jesaja beschreibt das Tun des Messias mit Begriffen, die sich gut auf Jesus Christus übertragen lassen, der „gütig und von Herzen demütig“ ist (Mt 11,29): „Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Gasse erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht“ (Jes 42,3-4). Mit dieser Haltung aus Sanftmut und Stärke ist der Herr Jesus beispielsweise seinem Leid und dem Tod entgegengegangen. Er hat gewusst, dass ihn sein Weg nach Jerusalem zum österlichen Geheimnis führt, doch er hat dies freimütig und entschlossen angenommen. Auch die Apostel waren sich dessen bewußt, wie die Worte des Thomas, Zwilling genannt, zeigen: „Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben“ (Joh 11,16).

Liebe Brüder und Schwestern, am Fest der Taufe des Herrn erflehen wir auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, der Mutter der Kirche, die Gnade, das große Geschenk zu beleben, das Gott uns im Sakrament der Taufe gegeben hat. Mit Entschlossenheit wollen wir unsere Taufe stets besser durch unsere christliche Existenz leben und die Kraft, die davon ausgeht, mit Sanftmut und Stärke den anderen vermitteln. All das tun wir zur Ehre des dreieinen Gottes, der auch heute Zeugnis ablegt für den Herrn Jesus: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17). Amen.

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