Geistlicher Impuls von Nuntius Eterovic zum Benefizkonzert für die Ukraine

Inselhotel Potsdam, 26. April 2022

Sehr geehrter Herr Scholz,

verehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Inselhotels,

sehr geehrte Künstlerinnen und Künstler,

meine verehrten Damen und Herren!

Am Sonntag haben die Christen, die dem julianischen Kalender folgen, vor allem die orthodoxen und griechisch-katholischen Gläubigen, das Hohe Osterfest gefeiert. Auch in Ukraine erging überall der Ruf: Christus ist erstanden! Ja, er ist wahrhaft auferstanden. Es ist ein Ostern im Krieg, in den Ukraine seit dem 24. Februar durch die russische Aggression hineingerissen worden ist. Die Bilder ukrainischer Soldaten mit dem Osterkuchen, dem Kulitsch in den Händen gingen um die Welt. Die geflüchteten Ukrainer haben in Deutschland und überall in Europa ebenfalls mit Hilfe vieler Menschen guten Willens versucht, ein wenig von der Osterfreude zu kosten und die Tränen der Kinder in ein zaghaftes Lächeln zu verwandeln. Die frohe Botschaft von Ostern ist gerade für Ukraine in einem Satz zusammengefasst: „Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch“ (Joh 20,19.21.26). Es gibt die Angst von Menschen hinter den verschlossenen Türen in vielen Kellern, Bunkern und Untergrundbahnhöfen, im Stahlwerk von Mariupol und an anderen Orten. Durch diese Angst hindurch wird das Unfassbare gesagt: „Friede sei mit euch!“ Und ein Hauch Osterfreude durchzieht die Trümmer der Städte und Ortschaften in Ukraine, die wie die aufblühenden Tulpen sind und durch keine Bombe zerstörbar ist. Ostern im Krieg, das bedeutet auch, dass wir den auferstandenen Herrn anflehen, er möge durch die verschlossenen Türen der verstockten Herzen jener hindurchgehen, die für diesen Krieg verantwortlich sind und bewirken: „Friede sei mit euch!“.

Ich danke Herrn Burkhard Scholz und den Mitarbeitern dieses Hotels für diese Gelegenheit, unsere Solidarität mit den Menschen in Ukraine zeigen zu können. Den Künstlerinnen und Künstlern danke ich für die großherzige Geste, dieses Konzert als Spende für die notleidenden Ukrainer zu geben. Das goldene Land mit dem blauen Himmel wird geschunden, die Menschen getötet und traumatisiert, zur Flucht getrieben und aus der Heimat vertrieben. Dieses Konzert ist somit eine Ostergabe und ein Signal, dass die Botschaft lebt: „Der Friede sei mit euch!“

Vom Jahr 1999 bis 2004 war ich Apostolischer Nuntius in Ukraine und habe von Kiew aus das weite Land bereist und die Gläubigen und viele Menschen guten Willens kennengelernt. Für sie und auch für mich war unvorstellbar, was wir nunmehr schmerzlich erleben: Ostern im Krieg. Die Türen der Aggressoren sind verschlossen, die Türen der verstockten Herzen, die Türen einer verblendeten Ideologie können durch kein noch gutes Wort oder diplomatisches Geschick geöffnet werden, so scheint es. Umso mehr drängt es mich, aus dem Glauben an die Auferstehung Jesu heraus zu sagen, dass es den Einen gibt, der allein imstande ist, durch die verschlossenen Türen zu gehen und zu sagen: „Friede sei mit euch!“

Und so bitte ich an diesem Abend mit Ihnen, dass bald dieser Friede auch für Ukraine und die Menschen dort Wirklichkeit werde. Die Musik möge helfen, den Himmel zu bestürmen, damit die selige Jungfrau und Gottesmutter Maria, die Königin des Friedens, und alle ukrainischen Heiligen dafür eintreten mögen. Schon bald sollen alle wieder von Herzen froh sein und mit Freude den süßen Kulitsch genießen dürfen, der für eine göttliche Gabe des Lebens steht, die Frieden heißt.

Ich danke Ihnen.

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