Geistliches Wort von Nuntius Eterovic an die Hörer von Radio Horeb

Berlin, 7. März 2024

Donnerstag der dritten Fastenwoche

(Jer 7,23-28; Ps 95; Lk 11,14-23)

Liebe Hörerinnen und Hörer von Radio Horeb,

liebe Schwestern und Brüder!

Die Fastenzeit oder „Zeit der Gnade“ und „die Tage des Heils“, wie es in der zweiten Fastenpräfation heißt, soll uns empfänglicher machen für das Wort Gottes. Diese größere Aufmerksamkeit wird auch in der heutigen ersten Lesung aus dem Buch des Propheten Jeremia angemahnt, wenn JHWH gebietet: „Hört auf meine Stimme, dann will ich euch Gott sein und ihr sollt mir Volk sein! Geht in allem den Weg, den ich euch befehle, damit es euch gut geht“ (Jer 7,23). Das Hören auf Gottes Stimme ist also die Bedingung für die Beziehung zwischen Ihm und dem Volk Gottes. Die Fastenzeit ist umso heilsamer, je mehr jeder von uns, aber auch die ganze Kirche bereit ist, dem göttlichen Ruf der Gnade zu folgen (vgl. Tagesgebet). Kann man Gottes Ruf folgen, ohne ihm sein Gesicht zuzuwenden? Für den Propheten Jeremia ist das Verhalten des auserwählten Volkes skandalös, denn sie „folgten den Eingebungen und der Verstocktheit ihres bösen Herzens. Sie zeigten mir den Rücken und nicht das Gesicht“ (Jer 7,24). Ein solches Verhalten ist kein Einzelfall zu einer bestimmten Zeit, sondern gilt „von dem Tag an, als eure Väter aus dem Land Ägypten auszogen, bis auf den heutigen Tag“ (Jer 7,25). Somit gehören verstockte Herzen und taube Ohren zu den Grundphänomenen, denen alle von Gott gesandten Propheten ausgesetzt waren. Und so wundert das Wort aus dem Antwortpsalm nicht, wo es heißt: „Denn er ist unser Gott, wir sind das Volk seiner Weide, die Herde, von seiner Hand geführt. Würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören! Verhärtet euer Herz nicht wie in Meríba, wie in der Wüste am Tag von Massa“ (Ps 95,7-8). Das Heute des Psalms meint unseren Tag, wo wir entweder den Herrn auf die Probe stellen – so wie einst die Väter Gott versuchten (vgl. Ps 95,9) – oder vor ihm, dem Fels unseres Heiles, niederfallen (vgl. Ps 95,6) und auf Stimme des Herrn Jesus hören, die im Evangelium zu uns spricht und uns erziehen will (vgl. Jer 7,28). ER ist es, der treu ist und die Botschaft bringt, die er vom himmlischen Vater gehört hat: „Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht“ (Joh 1,18). Im heutigen Evangelium nach Lukas treibt Jesus „einen Dämon aus, der stumm war“ (Lk 11,14). Die unmittelbare Folge von Menschen, die nicht hören wollen, ist ein Verstummen. Sie haben nichts mehr zu sagen, die Kunde verstummt in ihrem Mund und mit dem Verstummen verschwindet die Treue zu Gott, was wiederum die Propheten durch alle Zeiten erfahren haben (vgl. Jer 7, 28). Wie sehr aber wünscht sich unser Herr Jesus treue Zeugen und eifrige Missionare Seines Evangeliums? Der Heilige Vater Franziskus ermuntert uns immer wieder zur Freude am Evangelium, ohne die wir und auch die Kirche veröden, austrocknen und stumm werden. Der Herr Jesus erfährt von einigen die Unterstellung, er treibe die Dämonen mit Hilfe des Anführers der Dämonen, Beelzebul aus (vgl. Lk 11,15). Bei anderen wiederholt sich der Tag von Meriba, denn sie „wollten ihn auf die Probe stellen und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel“ (Lk 11,16). Doch Jesus entzieht sich jeder Form von Spektakel oder der Sensationslust. Er will, dass es den Kranken gut geht, deswegen heilt er sie, aber er will sie nicht zur Schau stellen. Er weiß sich dabei eins mit dem Vater im Himmel, denn er ist sein Eingeborener Sohn und dem Vater gehorsam. Der Herr treibt durch den Finger Gottes die Dämonen aus (vgl. Lk 11,20). Denn es ist unmöglich, mit dem Teufel etwas Gutes zu tun. Das Böse gebiert Böses. Doch nunmehr ist der Mensch befreit vom Dämon, vom Bösen, und kann dem Guten in seinem Herzen Platz schaffen; und der nicht mehr stumme Mund redet, wovon das Herz voll ist (vgl. Lk 6,45). Somit sind es nicht irgendwelche Geheimbünde, die Bestand haben, sondern es ist die treue Freude an Gott, die uns und der ganzen Kirche Bestand verleiht. Und so wollen wir den Weg der gnadenreichen Fastenzeit fortsetzen und uns mit den „Waffen des Lichts“ (Röm 13,12) bewaffnen und sowohl unser Herz wie auch die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche bewachen und sie einmütig bekennen. Auf diese Weise wollen wir mit dem Herrn sammeln und nicht zerstören oder zerstreuen.  

Die selige Jungfrau Maria, die Zuflucht der Sünder, erbitte uns vom Heiligen Geist die Kraft, damit wir durch die eifrige Vorbereitung auf das Hohe Osterfest zum wahren Glück geführt werden (vgl. Gabengebet) und „zujauchzen dem Fels unseres Heiles“ (Ps 95,1). Amen.  

 

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