Grußwort von Nuntius Eterovic bei der Präsentation des Bandes "Vatikanische Museen - 100 Meisterwerke, die man gesehen haben muss"

Katholische Akademie Berlin, 18. September 2020

„Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes und das Firmament kündet das Werk seiner Hände“ (Ps 19,1)

Sehr geehrter Herr Direktor Hake,
sehr geehrter Herr Dr. Weiland,
verehrte Damen und Herren,

Kunstwerke sind, sofern sie nicht allein selbstbezogen sind, immer auch ein imago, ein Abbild jener ursprünglichen Kreativität und Schaffenskraft, mit der wir Gott beschreiben, worüber wir aber noch mehr einfach staunen. Wo der Mensch sich bewußt ist, geschaffen zu sein, ein Geschöpf also, kann er in den Lobpreis des Psalmisten einstimmen: „Ich danke dir, dass ich so staunenswert und wunderbar gestaltet bin. Ich weiß es genau: Wunderbar sind deine Werke“ (Ps 139,14).

Immanuel Kant staunte über das moralische Gesetz in sich, im Menschen, und über den gestirnten Himmel über ihm. Er hat meines Wissens Rom nie besucht. Möglicherweise hätte er die Päpstlichen Sammlungen, die wir heute als Vatikanische Museen kennen, ebenso staunenswert empfunden. Johann Wolfgang von Goethe jedenfalls hat sie bei seinen Aufenthalten in der Ewigen Stadt öfter besucht.

Wir sind heute in der verehrten Katholischen Akademie in Berlin zusammengekommen, um etwas vorzustellen, was schon im Frühjahr dieses Jahres erschienen ist: den Prachtband der Edizioni Musei Vaticani, der in deutscher Sprache vom Verlagshaus Schnell & Steiner in Regensburg herausgegeben wurde. In vorzüglicher Ausstattung will uns der Band einhundert Meisterwerke näherbringen, eben ausgesuchte Glanzstücke der weiter über 10.000 Objekte umfassenden Sammlung der Vatikanischen Museen.

Von Herzen bin ich als Vertreter des Heiligen Vaters Franziskus in der Bundesrepublik Deutschland allen zu Dank verpflichtet, die sich durch ihre Arbeit in Auswahl, Bild und Text um diese Meisterwerke verdient gemacht haben. Verehrter Herr Dr. Weiland, übermitteln Sie bitte allen, die an dem Prachtband mitgearbeitet haben, die herzlichen Grüße des Heiligen Vaters und meinen persönlichen Dank.

Jeder von uns wird in diesem Werk wenigstens ein Objekt finden, das er an die erste Stelle setzt. Seien es die Skulpturen der Antike, die Fresken eines Raffael oder eines Michelangelo, die Malereien der Renaissance oder Moderne, die Werke aus Technik oder Wissenschaft, sie alle ziehen uns in ihren Bann. Über die Vortrefflichkeit von Kunst und die Meisterschaft von Künstlern hinweg vermag uns die Kunst zumindest eine Ahnung davon zu geben, wozu Menschen imstande sind, die sich dem Einen, Wahren, Guten und Schönen widmen. Wozu der Mensch als homo abyssus fähig ist, wissen wir nur allzu gut. Doch heute soll einmal allein die gute Nachricht im Mittelpunkt stehen: Kunst in welcher Form auch immer kann uns bis in den Himmel führen, wo die Herrlichkeit Gottes im irdischen Leben zwar noch nicht vollendete Wirklichkeit ist, aber wo wir eine Ahnung bekommen von dem, was wir erhoffen.

Von Herzen wünsche ich uns allen einen Abend des Schönen und eine neue Sehnsucht nach Rom – ad limina Apostolorum, zu den Türschwellen der Apostel – und zur Schau der herrlichen Dinge in den Vatikanischen Museen. „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes und das Firmament kündet das Werk seiner Hände“ (Ps 19,1).
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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