Grußwort von Nuntius Eterovic zum 600jährigen Jubiläum der Errichtung der Universität Rostock

Rostock, 12. November 2019

Exzellenzen und Magnifizenzen!
Sehr geehrter Herr Rektor Prof. Dr. Schareck!
Verehrte Damen und Herren in Lehre und Forschung!
Liebe Studentinnen und Studenten!
Verehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Rostock!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Mit großer Freude bin ich der Einladung nach Rostock gefolgt, um die Gründung und den Beginn der Lehrveranstaltung dieser ehrwürdigen Universität vor 600 Jahren mitzufeiern. Die hiesige Universität gehört zu den ältesten Einrichtungen dieser Art in Deutschland. Auf den Tag genau wurde am 12. November 1419 und an diesem Ort in der Marienkirche die Stiftungsbulle von Papst Martin V. verlesen. Er bezieht sich auf eine Bitte der damaligen Landesherren von Mecklenburg, er weiß um die kirchliche Unterstützung der Bischöfe von Schwerin und vertraut darauf, daß die Hanse, jene mächtige Wirtschaftskraft über Jahrhunderte, die neue Gründung finanziell unterstützen wird. Somit war die Gründung der Rostocker Alma mater, dieser wissenschaftlichen Nährmutter ein Gemeinschaftswerk von, wenn man so will, Staat, Kirche und Wirtschaft. Und so freut es mich, Ihnen allen die herzlichen Grüße und Glückwünsche von Papst Franziskus zu übermitteln, des Nachfolgers von Papst Martin V., den ich die Ehre habe, in der Bundesrepublik Deutschland zu vertreten.

Damals erblickten drei Fakultäten das Licht der Welt, heute sind es neun Fakultäten und eine, die sich interdisziplinär in unterschiedlichen Departments um neue Entwicklungen und Fragestellungen kümmert, wo es nötig ist, verschiedene Kompetenzen zu bündeln. Die älteste Universität im Ostseeraum ist also auch nach 600 Jahren wahrlich eine „Leuchte des Nordens“, die nicht zuletzt dafür eingerichtet wurde, „um das Staatsgefüge der angrenzenden Länder mit glücklichem Fortschritt [zu bereichern]“, wie es in der Stiftungsbulle des Papstes heißt. Die Internationalität der Universitas Rostochiensis spiegelt sich in Forschung und Lehre, aber auch bei dem Anteil von ausländischen Studierenden, der bei einer Gesamtzahl von rund 13.000 bei 12 Prozent liegt.

Unter den Leitworten von Traditio et Innovatio blickt die Rostocker Universität auf eine sehr wechselvolle Geschichte, die neben Glanzzeiten auch manch dunkle Perioden kennt. Die Beschäftigung mit der Geschichte lohnt sich, doch auch die Reflexion jenes ersten Satzes der Bulle von Martin V., wo es heißt: „Unvergänglich erstrahlt das unauslöschliche Licht der Weisheit und auch der Vorrat [der Weisheit] ist unendlich.“ Bei der Endlichkeit allen Wissens und der Vorläufigkeit jeder Wissenschaft ist dies ein Wort des Trostes und der Ermutigung, denn ohne Erleuchtung bleibt die Theorie blind und ohne Weisheit die praktische Umsetzung leer. Es ist daher wichtig zu betonen, daß es auch an der Universität Rostock eine Theologische Fakultät gibt, zwar nicht von Anfang an, sondern ab dem Jahr 1433 und als Evangelische Theologie seit 1531, zu deren Aufgaben auch heute noch gehört, Jesus Christus, den Menschen und Gott, als das Licht der Welt und die wahre Weisheit zu entdecken. Es freut mich ebenfalls, daß in diesem Jubiläumsjahr ein Lehrstuhl für Katholische Theologie an der Philosophischen Fakultät errichtet worden ist.

Rostock, die Perle am Meer, nennt in ihrer Universität eine Leuchte des Ostseeraums ihr Eigen. Sie ist nach den Worten von Martin V. ein „bevorzugter Ort für die Aufrichtung des Studiums“. Man mag bedauern, daß gar viele der Privilegien, die in der Stiftungsbulle gewährt werden, vergangen sind, vor allem die Steuer- und Abgabefreiheit für Lehrende wie Studierende. Doch es bleibt das feste Vertrauen, daß auch in Zukunft die Freiheit der Forschung und Lehre an dieser ehrwürdigen Universität jene Früchte und Blüten hervorbringen, nämlich „den Frieden und die Ruhe überall zu stärken, und alles Glück des Menschengeschlechts ist auszubreiten“, wie es in der Gründungsbulle heißt.

Ich wünsche allen, die hier lehren, forschen, studieren und arbeiten alles Gute und erbitte für Sie den Segen des allbarmherzigen Gottes.  Vielen Dank.

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