Grußwort von Nuntius Eterovic zur Wissenschaftlichen Tagung über den Seligen Petro Werhun

Botschaft der Ukraine, 6. November 2021

Der Selige Petro Werhun - Begründer der Seelsorge für die griechisch-kathoischen Ukrainer in Deutschland

Exzellenzen,
sehr geehrte Damen und Herren!

„Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten“ (Joh 10,16). Mit diesem Vers aus dem Johannesevangelium ist die Lebensaufgabe, ja Lebenshingabe des Seligen Petro Werhun in der Nachfolge Jesu Christi gut beschrieben. Umso tragischer, dass er in weiter Ferne von seiner Herde am 7. Februar 1957 in Angarsk am sibirischen Baikalsee in der Verbannung gestorben ist. Als Papst Johannes Paul II. ihn am 27. Juni 2001 in Lwiw mit weiteren 26 ukrainischen Märtyrern seliggesprochen hat, da war es, als schlösse sich nunmehr der Lebenskreis dieses eifrigen Hirten der Ukrainer. Von Lwiw über Prag nach Berlin ins Straflager nach Taischet.

Vor den Nationalsozialisten und der Ausweisung aus Deutschland konnte ihn das Eingreifen meines Vorgängers als Apostolischer Nuntius, Erzbischof Cesare Orsenigo noch bewahren. Doch das ungerechte Urteil eines sowjetischen Militärtribunals im Juni 1945 ließ die Stimme des Hirten der Ukrainer in Deutschland verstummen. Aber nur scheinbar. Denn er war ganz und gar Hirte der ihm anvertrauten Herde, die er auch in der Bedrängnis auf keinen Fall verlassen hat. Dies Zeugnis haben die lieben Ukrainer nie vergessen und so blieb ihnen das Gebet in der Liturgie des heiligen Basilius, das nie aufgehört hat und in der sich die Stimme zum Himmel erhebt :

Gedenke, o Gott, derer, die sich vor Gericht, in
Zwangsarbeit, in Verbannung, in bitterer
Knechtschaft, in allerlei Bedrängnis, Not und
Widrigkeit befinden, und aller, die Deiner
großen Barmherzigkeit bedürfen.

Die Sehnsucht des Seligen Petro Werhun war die Einheit und Einmütigkeit der Kirche und der Ukrainer. Dass er von der „Union der Herzen“ überzeugt war, die der kirchlichen Einheit vorausgeht und diese belebt, ist ein aktueller Impuls für die ökumenische Bewegung überhaupt.

Der Selige Petro Werhun war dem Heiligen Stuhl in Rom auf vielfältige Weise verbunden – nicht nur durch seinen Namen, sondern auch als Ehrenkaplan Seiner Heiligkeit, mehr noch als Apostolischer Visitator für die Ukrainer in Deutschland mit den Rechten eines Apostolischen Administrators. Durch sein segensreiches Wirken hat er in diesem Land das Interesse an der Kirche des Ostens und ihrem liturgischen Reichtum geweckt.

Als Vertreter des Heiligen Vaters Franziskus in der Bundesrepublik Deutschland übermittle ich Ihnen allen die herzlichen Grüße und die Segenswünsche des Bischofs von Rom und Hirten der Universalkirche. Ich schließe mich seinen Worten an, die er am 5. Juli 2019 an die Vertreter der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche richtete mit Blick auf die christlichen Zeugen und Heiligen, wozu in besonderer Weise auch der Selige Petro Werhun gehört: „Sie sind die Vorbilder, auf die man blicken muss: jene, die in der Sanftheit der Seligpreisungen den christlichen Mut hatten, dem Bösen keinen Widerstand zu leisten, die Feinde zu lieben und für die Verfolger zu beten (vgl. Mt 5,39.44). Sie haben auf dem gewalttätigen Feld der Geschichte das Kreuz Christi gepflanzt. Und sie haben Frucht getragen“. In diesem Sinne wünsche ich dieser wissenschaftlichen Tagung nicht nur einen guten Verlauf, sondern auf die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria und des Seligen Petro Werhun reiche Frucht, die in den Herzen der Menschen wachsen möge.

Vielen Dank.

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