Predigt von Nuntius Eterovic am Hochfest Christkönig

Großwallstadt, den 26. November 2023

650 Jahre Pfarrei Großwallstadt

„Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen“ (Mt 25,31).

Liebe Schwestern und Brüder!

Das verkündete Wort Gottes hilft uns, die Bedeutung des Hochfestes des Christkönigsonntages zu verstehen, den wir heute feiern. Zugleich erleuchtet es im christlichen Sinne die bedeutsame Feier des Jubiläums der 650 Jahre Eurer Pfarrei Großwallstadt. Das Ende des Kirchenjahres gibt uns die Möglichkeit, dieses Ereignis in jene doppelte Dimension der Heilsgeschichte einzufügen, die ganz einfach begonnen hat und glorreich zu Ende geht. Mit dem Christkönigsonntag endet das liturgische Jahr. Es lädt uns ein, die Augen zum Himmel zu erheben und fest in der Hoffnung auf die Wiederkunft des Herrn Jesus zu bleiben, der mit den Engeln in seiner Herrlichkeit kommt und auf dem Thron seiner Glorie sitzt, wie die Beschreibung im Matthäusevangelium nahelegt. Am kommenden Sonntag beginnen wir sodann die Adventszeit, jene Zeit der Erwartung des Geheimnisses der Fleischwerdung Jesu, in der Demut seiner menschlichen Natur. Auf analoge, vergleichende Weise könnte dies auch auf Eure Pfarrei in Großwallstadt gelten. Sie begann als eine kleine Gemeinschaft, die sich vieler Herausforderungen während ihrer jahrhundertelangen Geschichte stellen musste. Die Pfarrangehörigen aber hatten während dieser irdischen Pilgerschaft stets den Trost aus Glauben, Hoffnung und Liebe, was aus dem Vertrauen auf den Herrn Jesus erwächst, dem Gott und Mensch: der Gottesknecht, der erniedrigt und zum Tode verurteilt worden war, ist von den Toten auferstanden und aufgrund seiner göttlichen Natur der König des ganzen Weltalls.

Bei dieser besonderen Gelegenheit überbringe ich Euch gerne die herzlichen Grüße des Heiligen Vaters Franziskus (I) und möchte über zwei besondere Aspekte des heutigen Hochfestes nachdenken: Gott bleibt seinem Volk nahe (II); am Ende der Geschichte wird uns der Herr Jesus nach dem Gesetz der Liebe richten (III). Öffnen wir unsere Herzen der Gnade des Heiligen Geistes, um das Wort Gottes in uns aufzunehmen, damit es unser Leben verwandle.

1. Christus „übergibt seine Herrschaft Gott, dem Vater" (1 Kor 15,24).

Im ersten Brief an die Korinther beschreibt der heilige Paulus das Voranschreiten des Sieges Jesu Christi und seiner vollkommenen Verherrlichung. In diesen Prozess sind auch wir nach dem Ratschluss Gottes als im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes Getaufte mit einbezogen. In seiner Auferstehung wurde Jesus Christus „der Erste der Entschlafenen“ (1 Kor 15,20). Der Herr Jesus will uns durch die Entmachtung des Todes als letztem furchterregenden Feind vom Tod zum Leben führen, gemäß dem machtvollen Wort: „Wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden“ (1 Kor 15,22). So werden bei Christi glorreicher Wiederkunft alle auferstehen, „die zu Ihm gehören“ (1 Kor 15,23). Jesus Christus, dem König des Weltalls, müssen sich alle Mächte der Welt unterwerfen, die Ihm oft feindlich gesinnt sind: „Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße gelegt hat“ (1 Kor 15,25). Am Ende übergibt der Herr Jesus „seine Herrschaft Gott, dem Vater“ (1 Kor 15,24). Bleiben wir voll Vertrauen, dass auch wir zu diesem Reich gehören werden und sich die großartige Vision Jesu Christi erfüllt: Wenn er alles dem Vater unterworfen hat, „wird auch er, der Sohn, sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei" (1 Kor 15,28).

Die besondere Sendung des heiligen Petrus, des ersten der Apostel, und seiner Nachfolger als Bischöfe von Rom besteht im Bekenntnis vor der Kirche und der Welt, dass Jesus Christus „der Sohn des lebendigen Gottes“ ist (Mt 16,16). Der Petrus unserer Tage heißt Papst Franziskus. Mittel seines Vertreters in der Bundesrepublik Deutschland sendet er seine herzlichen Grüße und dankt Euch für das Gebet, mit dem Ihr seine wichtige Aufgabe an der Einheit in Liebe der Katholischen Kirche und für den Frieden und die Gerechtigkeit in der Welt unterstützt. In besonderer Weise grüße ich Euren Herrn Pfarrer, Hochwürden Ernst Haas, und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor allem die vier Hochwürdigen Herren Diakone und jene, die in besonderer Weise bei der Organisation dieses Jubiläums tätig sind. Bei dieser Gelegenheit voller Dankbarkeit denken wir an alle Priester, Ordensleute und Laien, Frauen und Männer, die durch ihr wichtiges Werk dafür Sorge trugen, dass die Flamme des Glaubens immer leuchtete. Das ist auch die Aufgabe für Euch heute, liebe Schwestern und Brüder: ihr seid gerufen, der neuen Generation den Schatz des christlichen Glaubens zu erschließen, wie er auch Euch einst geschenkt worden ist. In Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater Franziskus, dem Bischof von Rom und Hirten der Universalkirche, erteile ich Euch allen am Ende dieser Heiligen Messe gerne den Apostolischen Segen - Euch hier, aber auch all Euren Lieben, die nicht kommen konnten, vor allem den Kranken.

2. „Das Verlorene werde ich suchen, das Vertriebene werde ich zurückbringen“ (Ez 34,16).

Eine der Eigenschaften unseres Gottes ist seine Nähe zu den Gläubigen. Sie wird sehr schön in der ersten Lesung aus dem Buch des Propheten Ezechiel als vertrauensvolle Nähe zwischen Gott, dem Hirten, und den Schafen, den Menschen, die seine Geschöpfe sind, beschrieben. Gott selbst sucht seine Schafe, sammelt sie und führt sie auf die Weide, wo er sie ausruhen lässt. Die folgenden Worte zeigen die rührende Fürsorge des Hirten: „Das Verlorene werde ich suchen, das Vertriebene werde ich zurückbringen, das Verletzte werde ich verbinden, das Kranke werde ich kräftigen. Doch das Fette und Starke werde ich vertilgen“ (Ez 34,16). Das Bild vom Hirten und der Herde lag auch dem Jesus Christus am Herzen. Er selbst sagt von sich: „Ich bin der gute Hirte" (Joh 10,11). Auf diese Weise zeigt er seine Nähe zu den Menschen: „Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne;“ (Joh 10,14-15). Seine große Liebe zu den Schafen hat ihn gedrängt, sein Leben für die Schafe hinzugeben: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe" (Joh 10,11). Jesus hat sein Leben für uns dahingegeben und uns das Tor zum Paradies und zur Ewigkeit geöffnet. Darüber sollen wir uns besonders am Christkönigsonntag freuen, denn Er verlässt uns niemals, sondern Er bleibt der Weg, der uns in der Gnade des Heiligen Geistes zum Vater führt, das heißt zum ewigen Leben.

3. „Er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet“ (Mt 25,32).

Schon der Prophet Ezechiel hatte verkündet, dass Gott seine Schafe in Gerechtigkeit weidet (vgl. Ez 34,16) und dass er Recht schafft „zwischen Schaf und Schaf, zwischen Widdern und Böcken“ (Ez 34,17). Diese Unterscheidung gibt es auch in den Worten Jesus Christi im Matthäusevangelium, wo Jesus am Ende der Zeiten nicht nur als der gute Hirte erscheint, sondern als der gerechte Richter, der die Guten von den Bösen scheidet: die ersten stehen rechts, die anderen links von ihm. Der Herr Jesus wird alle nach dem Gesetz der Liebe richten. Das ergibt sich aus seinen klaren Worten, die er an die Gruppe zu seiner Rechten auf positive Weise richtet: „Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen“ (Mt 25,35-36). An die Personen zur Linken richtet er ähnliche Worte, jedoch auf negative Weise: „Denn ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht" (Mt 25,42-43). Angesichts der Verwunderung beider Gruppen, denen nicht bewusst, Ihm persönlich gedient zu haben, erklärt Jesus Christus: „Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Denn Jesus identifiziert sich mit den Menschen am Rande der Gesellschaft, mit denen, die materielle und spirituelle Hilfe nötig haben. Denen, welche die Gegenwart Gottes in ihnen erkannt haben, schenkt Jesus das ewige Leben: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist“ (Mt 25,34). Jenen aber, die gegen das Gebot der Liebe zu Gott und dem Nächsten gesündigt haben, erklärt der Herr die Verdammnis: „Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist“ (Mt 25,41).

Liebe Brüder und Schwestern, die 650-Jahr-Feier Eurer Pfarrei am Christkönigsonntag möge für alle die Gelegenheit sein, den christlichen Glauben zu erneuern, der seinen Höhepunkt im Liebesgebot zu Gott und dem Nächsten findet. Zugleich sollt ihr eifrige Jünger Jesu Christi werden und überzeugte Apostel seines Evangeliums im Einsatz dafür, diesen Reichtum den jungen Menschen zu vermitteln, denn sie sind die Zukunft von Kirche und Gesellschaft. Bei diesem edlen Werk helfe Euch die mächtige Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, der Mutter der Kirche, wie auch die Eurer Patrone, der heiligen Petrus, Paulus und Martinus. Bleibt eins im Herrn Jesus, dem guten Hirten, damit am Ende der Zeiten auch Ihr die Heilsworte hören könnt: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist“ (Mt 25,34). Amen.

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