Predigt von Nuntius Eterovic am Hochfest der Verkündigung des Herrn

Aschaffenburg, 25. März 2022

400 Jahre Marianische Männersodalität Aschaffenburg

(Jes 7,10-14; Ps 20; Hebr 10,4-10; Lk 1,1-3.26-38)

„Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben“ (Lk 13,3.5).

Liebe Schwestern und Brüder!

Mit diesen Worten des Engels Gabriel hat er der seligen Jungfrau Maria jene Nachricht überbracht, die ihr Leben für immer verändern wird: sie wird die Mutter Jesu werden und Jungfrau bleiben. Diese Wahrheit findet sich schon im Alten Testament angedeutet. Denn vom Heiligen Geist inspiriert hat der Prophet Jesaja angekündigt: „Siehe, die Jungfrau hat empfangen, sie gebiert einen Sohn und wird ihm den Namen Immanuel geben“ (Jes 7,14). Bis zur Begegnung des Engels mit Maria blieb diese Prophetie eine Verheißung. Nun aber, in der Fülle der Zeit, wird sie Wirklichkeit: Maria wird die Mutter eines außergewöhnlichen Sohnes werden, der zurecht Emmanuel genannt wird – Gott mit uns -, denn er wird für immer mit uns sein.

Wir feiern dieses große Geheimnis unseres Glaubens, den Beginn des menschlichen Lebens Jesu Christi, Gott von Ewigkeit, der Mensch wird und in unsere menschliche Geschichte eintritt, denn er wird einer von uns, uns Menschen in allem gleich, außer der Sünde (vgl. Hebr. 4,15).

„Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären“ (Lk 1,31).

Maria wird die Mutter jenes Sohnes werden, von dem der Engel Gabriel spricht. Der Sohn Jesus ist die Hauptfigur der biblischen Erzählung. Das unterstreicht auch der Titel des heutigen Hochfestes: Verkündigung des Herrn. Es ist also in erster Linie ein Herrenfest. Wir feiern den Beginn seiner Menschwerdung neun Monate vor seiner Geburt in Bethlehem am 25. Dezember. Es werden uns auch die Attribute jenes Kindes genannt, das empfangen wurde und Jesus genannt werden wird: „Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben“ (Lk 1,32).

„Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir“ (Lk 1,28).

Der biblischen Erzählung entnehmen wir aber auch die große Rolle von Maria in dieser wunderbaren Stunde der Heilsgeschichte. Sie wird auf ungewöhnliche Weise von einem Boten des Himmels angesprochen: „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir“ (Lk 1,28). Maria ist voller Gnade durch Gott und nicht aus eigenem Verdienst. Daher sagt Maria Dank: „Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig“ (Lk 1,49). Zu ihr spricht der Engel Gabriel beruhigende und ermutigende Worte: „Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden“ (Lk 1,30). Und auf die Frage Mariens, wie all das geschehen soll, wo sie doch keinen Mann erkennt, erklärt der Engel, dass es sich um ein außergewöhnliches Eingreifen Gottes handelt: „Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden“ (Lk 1,35). Der Engel führt ihr auch das Beispiel ihrer Cousine Elisabeth vor Augen, die noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen hat, obwohl sie als unfruchtbar galt (vgl. Lk 1,36). Angesichts der Versicherung des Engels, dass „für Gott nichts unmöglich ist“ (Lk 1,37), nimmt Maria den Ruf Gottes an und wird die Mutter Seines Eingeborenen Sohnes. Ihre Worte: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38) bringen ihren großen Glauben und ihr volles Vertrauen in Gott zum Ausdruck und zeigen zugleich den Augenblick der Empfängnis Jesu an.

„Was er euch sagt, das tut“ (Joh 2,5).

Liebe Brüder der Eucharistischen und Marianischen Männersodalität von Aschaffenburg, ich freue mich, mit Euch diese Heilige Messe zu feiern, bei der neue Sodalen in Euren Bund aufgenommen werden, der im Jahr 1621 gegründet und 1625 von Papst Urban VIII. bestätigt worden ist. Danken wir dem dreieinen Gott für diese Gelegenheit, denn im vergangenen Jahr war die 400-Jahr-Feier Eurer Gründung wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. In Eurem Namen tragt ihr das Geheimnis des heutigen Hochfestes, denn in der Eucharistie ist der Emmanuel immer unter uns gegenwärtig und in der Gottesmutter Maria ist Wirklichkeit geworden, dass „für Gott nichts unmöglich ist“ (Lk 1,37).

Ich danke der göttlichen Vorsehung für diese Begegnung des Gebets, die mir die Möglichkeit gibt, Euch zu ermutigen, den dreieinen Gott, den Vater, Sohn und Heiligen Geist am Hochfest der Verkündigung Jesu mit Worten zu loben, mehr aber noch durch Eurer christliches Leben. Der Heilige Geist stärke Euch im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe.

Es freut mich, von Eurer tiefen Verehrung der Jungfrau und Gottesmutter Maria zu erfahren. Hört nicht auf, ihren Worten zu folgen, sei es durch die Betrachtung des Wortes Gottes, bei der Feier der Hl. Messe an Sonn- und Feiertagen, im Gebet, beim Rosenkranzgebet, auf den Pilgerwegen und bei anderen Formen marianischer Frömmigkeit. Was Maria Euch sagt, setzt in Eurem persönlichen, familiären und sozialen Leben in die Tat um. Sie führt Euch immer zu Jesus Christus, ihrem und unserem Herrn und Heiland. Am Hochfest der Verkündigung des Herrn empfehle ich Eurer Sorge insbesondere das Leben eines jeden Menschen vom ersten Augenblick seiner Empfängnis bis zum natürlichen Tod. So werdet Ihr Zeugen des Evangeliums des Lebens in unserer Gesellschaft, die oftmals einer Kultur des Todes zuneigt, sei es durch Abtreibung oder Sterbehilfe.

Euch alle, liebe Schwestern und Brüder, grüße ich im Namen des Heiligen Vaters Franziskus, des Bischofs von Rom und Hirten der Universalkirche, den ich die Ehre habe, in der Bundesrepublik Deutschland zu vertreten. Er ist Zeichen der Einheit und Liebe der Katholischen Kirche. Beten wir für ihn, damit er seine wichtige Mission in Kirche und Welt auf gute Weise tun kann. Am Ende dieser Heiligen Messe erteile ich Euch allen hier, aber auch Euren Lieben von Herzen den Apostolischen Segen.

Gerade heute und in dieser Stunde wollen wir uns in besonderer Weise mit dem Papst vereinen, wenn er die Welt und vor allem Russland und Ukraine dem Unbefleckten Herzen Mariens weiht. So wollen wir zum Schluss diesen Akt der Weihe auch hier in Aschaffenburg vollziehen. Der Gottesmutter empfehlen wir unseren Ruf nach Frieden in dieser tragischen Stunde der Menschheit, die vom grausamen Krieg in der Ukraine gekennzeichnet ist, die durch den Einmarsch der russischen Armee verursacht wird. „So kommen wir zu dir und klopfen an die Tür deines Herzens, wir, deine geliebten Kinder, die du zu allen Zeiten unermüdlich aufsuchst und zur Umkehr einlädst“. Heilige Maria, Königin des Friedens. Bitte für uns. Amen.

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